01. September 2023
CombiReferent: Philipp Schloßhauer
Das Gespräch mit Philipp Schloßhauer, Referent für Recht und Interessenvertretung beim BVSK, führte Katja Lafferenz, Leitung Marketing CombiSystems am 01. August 2023 online.
Katja Lafferenz: Hallo Philipp, wir konnten dich gewinnen als Speaker und als Workshop-Referent für unser CombiBildungsBuffet. Und obwohl du in deiner Funktion für den BVSK – dem Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen e.V. – vielen schon bekannt sein dürftest. Stelle dich doch kurz vor für alle, die dich noch nicht kennen. Wer bist du?
Philipp Schloßhauer: Hallo Katja. Vielen Dank, dass ich beim CombiBildungsBuffet dabei sein darf. Ich bin 33 Jahre alt, eine offene, aufgeschlossene Person, die sich für viele Dinge begeistern lassen kann. Ich mag Ordnung und Struktur auf der einen Seite, bin auf der anderen Seite quirlig und ein Hans-Dampf-In-Allen Gassen. Seit nunmehr vier Jahren bin ich beim BVSK als Referent für Recht und Interessenvertretung tätig.
Katja Lafferenz: Wie bist du zum BVSK gekommen und wie kam es dazu, dass du dich für Recht interessierst? Und überhaupt, woher stammst du, wo bist du geboren?
Philipp Schloßhauer: Also, der Reihe nach. Geboren und aufgewachsen bin ich im Norden Berlins, in Berlin-Hermsdorf. Studiert habe ich dann Jura an der Freien Universität Berlin. Meine ehemalige Dekanin meinte damals, wir Erstsemester könnten wohl keine Mathematik, viele hätten eine Leidenschaft für den Sport, sehen darin aber keine richtige berufliche Zukunft und hätten sich deshalb für Rechtswissenschaften eingeschrieben - So ähnlich war es bei mir. Tatsächlich hat es dann, auch bedingt durch erste Erfolgserlebnisse, gut gepasst.
Katja Lafferenz: Was hat dich dann zum BVSK geführt?
Philipp Schloßhauer: 2018 hat der damalige Geschäftsführer des BVSK, Elmar Fuchs, mir eine Tätigkeit im Verband angeboten. Durch eine langjährige, sehr gute Freundschaft zu seiner Tochter Annika, kannten wir uns bereits einige Jahre. Ich dachte mir, das könnte passen. Auch wenn ich während des Studiums als Werksstudent in einer Berliner Kanzlei für Bank- und Kapitalmarktrecht gearbeitet hatte, einem komplett anderen Rechtsgebiet. Aber die Leidenschaft für das Auto, Neugier auf die Arbeit in einem Berufsverband und dem guten persönlichen Verhältnis zu meinem Chef haben mich dazu bewegt, nach Potsdam zum BVSK zu gehen. Es war anfangs auch nicht leicht, ein regelrechter Sprung ins kalte Wasser. Aber nach einer gewissen Einarbeitungsphase habe ich die Möglichkeiten, die mir gegeben wurden, juristische Arbeit im Rahmen unseres Verbandes, vielmehr die Verbandsarbeit im Allgemeinen, immer mehr verstanden und verinnerlicht und schätze heute diese abwechslungsreiche Tätigkeit enorm.
Katja Lafferenz: Kannst du deine Tätigkeit beim BVSK etwas näher beschreiben?
Philipp Schloßhauer: Wir sind als Dienstleister das rechtliche Backup unserer Mitglieder, die uns anfragen können bei allen rechtlichen Fragen. Wir können unterstützen und beraten und haben vor Allem den Fokus auf Kfz-Sachverständigen-Themen wie beispielsweise Honorarfragen. Wir unterstützen unsere Mitglieder und deren Anwälte in gerichtlichen Verfahren, halten Seminare, kommentieren relevante Urteile. Wir sind nicht Juristen einzelner Mitglieder, sondern aller Mitglieder, für den Verband und für das Kfz-Sachverständigenwesen. Dazu gehört auch, dass wir regelmäßig an Veranstaltungen teilnehmen, um die Interessen unserer Mitglieder zu vertreten, wie zum Beispiel den Verkehrsgerichtstag in Goslar.
Katja Lafferenz: Also Verbandsarbeit im besten Sinne?
Philipp Schloßhauer: Ganz genau. Wir unterstützen eben nicht nur im akuten Fall, sondern wollen vor allem den Blick nach vorn richten und frühzeitig Tendenzen und aufkommende Hürden für die Mitglieder erkennen. Nicht behäbig, sondern vielmehr agil, um situativ handeln zu können. Dabei aber auch verlässlich durch gewachsene Strukturen und starker Rückhalt für alle Mitglieder. Das ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Mehrwert eines Berufsverbandes.
Katja Lafferenz: Kannst du mal ein konkretes Beispiel nennen?
Philipp Schloßhauer: Ein ganz konkretes Beispiel von Verlässlichkeit und Weiterentwicklung ist die BVSK-Honorarbefragung. Regelmäßig veröffentlicht der BVSK das Ergebnis einer groß angelegten Befragung seiner Mitglieder und deren Abrechnungsmodalitäten. Diese Honorarbefragung stellt für unsere Kfz-Sachverständigen aber auch für die Rechtsprechung ein wesentliches Element für die Bemessung der Honorare dar. Seit Jahrzehnten gibt es diese Befragung, die Ihrem Wesen nach nicht abgeändert wurde und so durch Verlässlichkeit und Plausibilität besticht. Sie ist in all der Zeit ihrer Existenz ein scharfes Schwert, um Honorarkürzungen der Versicherer zu entkräften und das übliche Honorar eines qualifizierten Sachverständigen wiederzugeben. Damit das auch so bleibt, müssen juristische Erläuterungen angepasst werden.
Katja Lafferenz: Was gehört außerdem noch zu deinem Aufgabengebiet?
Philipp Schloßhauer: Ganz generell versuchen wir alles zu erfassen und mitzubekommen, was in der Kfz-Sachverständigenbranche thematisiert wird. Sei es auf Tagungen und Kongressen, im Austausch mit anderen Verbänden oder im Rahmen von Gesetzesänderungen der Ministerien, in denen unsererseits an den Referentenentwürfen mitgearbeitet werden kann. Aber auch das proaktive Suchen nach Themen und der direkte Kontakt zu den Mitgliedern ist wichtig, um nicht am Alltag und den Bedürfnissen der Mitglieder „vorbeizuhandeln“.
Katja Lafferenz: Gutes Stichwort Philipp, du bist ja einer unserer Speaker auf dem CombiBildungsBuffet und dein Thema auch im Workshop lautet – „Recht so“. Auf was können sich unserer Teilnehmer freuen?
Philipp Schloßhauer: Vor zwei Jahren haben wir eine angelegte Mitgliederbefragung durchgeführt. Uns interessiert, was unsere Branche wirklich beschäftigt und wo die kommenden Herausforderungen liegen. Ich möchte mit meinem Vortrag einige Herausforderungen und deren rechtliche Bewältigung thematisieren und später im Workshop vertiefen. Ein zentrales Thema werden auch Honorarkürzungen und Grundlagen der Honorarberechnung sein. Ein weiteres interessantes Thema wird Werbung und das wettbewerbsrechtliche Auftreten des Kfz-Sachverständigen sein. Es gibt viele unqualifizierte Sachverständige, die sich auf dem Markt befinden bzw. auf den Markt drängen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Begriff des Kfz-Sachverständigen nicht geschützt ist. Wie darf der Sachverständiger mit seinen Qualifikationen werben ohne Gefahr zu laufen wegen eines lauterkeitsrechtlichen Verstoßes Abgemahnt zu werden? Mein Ziel ist es, dass jeder Teilnehmer meines Workshops 3-4 Beispiele mitnehmen kann, wie man wettbewerbsrechtlich als Kfz-Sachverständiger richtig auftritt und wo man aufpassen muss.
Katja Lafferenz: Philipp, wie sieht für dich persönlich die Zukunft aus?
Philipp Schloßhauer: Persönlich ist für mich ein ganz wesentliches Ziel, dass ich mich weiterentwickeln will. Ich möchte immer mehr Einblicke in mir noch unbekannte Gefilde und Strukturen erlangen. Als ehemaliger Leistungs-Schwimmer und mit der Erfahrung der letzten Jahre kann ich ganz gut damit umgehen, im kalten Wasser zu schwimmen. Ich hoffe also, dass ich mir meine Neugierde und meine Offenheit bewahre, und so einen Schritt nach den anderen gehen kann, um eines Tages eine tragende und relevante Persönlichkeit zu sein.
Katja Lafferenz: Wir kommen ans Ende unseres Kurzinterviews, und wie immer möchte ich mit meiner Überraschungsfrage abschließen. Was wolltest du der Kfz-Sachverständigenwelt schon immer mal sagen?
Philipp Schloßhauer: Wow, ok, ja gut, da muss ich in der Tat kurz nachdenken, ohne dass dabei eine zu überlegte Antwort herauskommt.
Katja Lafferenz: Ja, aber denk nicht so viel und lange nach, denn genau das ist ja der Sinn meiner Frage. Was ist dir zuallererst eingefallen dazu, was hat dir dein Bauch gesagt?
Philipp Schloßhauer: Mein Bauch sagt mir, dass noch viel stärker als früher, die lebenslange Neugierde und der permanente Drang der Weiterentwicklung unsere Branche weiterbringen wird. Die Zeit bringt stets Herausforderungen mit sich. Um diese zu bewältigen, sollten wir sie zunächst annehmen, auf die eigene Qualität vertrauen, technische Grundlagen schaffen und unsere Kompetenzen durch gezielte Weiterbildungen ausbauen und vertiefen. Nicht von anderen abkapseln und Türen zuschlagen, sondern und da Netzwerken, wo es sinnvoll ist. Niemand kann alles selbst machen. Stattdessen könnte man sich öfter Geschäftspartner suchen, die jene Bereiche abdecken, die man selber nicht qualitativ hochwertig abdecken kann. Wenn alle das machen, was sie am besten können und sich auf das Wesentliche konzentrieren, kann das ein starker Antriebsmotor für unsere Branche sein. Nicht zuletzt sollten auch Sachverständigenbüros mit ein paar Jahren auf dem Buckel für unseren Nachwuchs an Kfz-Sachverständigen versuchen so attraktiv wie möglich zu sein. Das beginnt bei einem zeitgemäßen Internetauftritt und endet bei der Möglichkeit, auf dem neuesten Stand der Technik zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.
Katja Lafferenz: Was für ein motivierendes Schlusswort. Vielen Dank Philipp für die Einblicke in die für unsere Branche so wichtige Verbandsarbeit und dass du bei unserem Schadenmanagement-Event mit dabei bist.
Philipp Schloßhauer: Ich danke dir Katja, ich freue mich auf den September.
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