Skip to main content

26. Mai 2023

CombiReferent: Dr. Marco Görtz

Das Gespräch mit Dr. Marco Görtz, Unfallanalytiker und Kfz-Sachverständiger, führte Katja Lafferenz, Leitung Marketing CombiSystems am 17. Mai 2023 online.

Katja Lafferenz: Guten Tag Herr Görtz, schön dass es geklappt hat. Wir freuen uns auf Sie auf unserem CombiBildungsBuffet als Redner auf der Bühne sowie als Referent in einem Workshop. Sie werden dabei begleitet von ihrer Vortragspartnerin, was unsere Neugierde nochmals steigert. Bitte stellen Sie sich doch kurz zusammen vor.

Marco Görtz: Hallo Frau Lafferenz, ja genau. Ich beginne mit meiner Vortragspartnerin Anna Kraft, Staatsanwältin in Aachen. Sie bearbeitet Kapitaldelikte – Mord und Totschlag sind ihre Themen. In diesem Zusammenhang hat sie auch mit schweren Verkehrsunfällen zu tun. Es geht häufig um die Frage des Vorsatzes, also gab es beispielsweise eine Mordabsicht. Aber auch die weniger schweren Delikte im Zusammenhang mit fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Tötung laufen in Aachen über die sogenannte Kap-Abteilung. Bevor sie Staatsanwältin geworden ist, hat sie als Rechtsanwältin in der großen Kölner Anwaltskanzlei BLD gearbeitet und Verkehrsunfälle mit Personenschäden bearbeitet. Somit ist sie also bestens vertraut sowohl mit dem zivilrechtlichen als auch der strafrechtlichen Seite der Materie. Mit ihrer Expertise deckt sie in unserem Duo die juristische Seite ab.

Katja Lafferenz: Und wie sind Sie dahin gekommen, wo Sie heute stehen?

Marco Görtz: Ein bisschen über Umwege. Ich habe vor einigen Jahren zunächst eine Ausbildung Kfz-Mechaniker absolviert und dann aber gemerkt, dass ich mich noch beruflich weiterentwickeln möchte und mich zum Kfz-Meister weitergebildet. Über die Meister-Qualifikation hatte ich die Zugangsberechtigung zu einer Fachhochschule in Köln und habe dort berufsbegleitend neben dem Job fünf Jahre lang Maschinenbau studiert. Parallel dazu habe ich neben der Fachhochschule noch den Master im Bereich Unfallrekonstruktion an der TU in Graz abgeschlossen. Promoviert habe ich ebenfalls im Bereich Verkehrsunfallrekonstruktion am Institut für Gerichtsingenieurwesen. Während meines Studiums habe ich zunächst etwa 5 Jahre beim TÜV-Rheinland als Schadengutachter gearbeitet. Unfallrekonstruktion hat mich aber immer schon am meisten interessiert, also das, was aus technischer Sicht bei einem Unfall passiert ist, es aufzubereiten, um dann den Juristen verständlich präsentieren zu können, damit auf dieser Grundlage Rechtssicherheit geschaffen werden kann. Klarheit schaffen war immer schon mein Bestreben, da hatte ich Spaß dran.

Katja Lafferenz: Das klingt alles sehr fundiert und von der Pike auf gelernt.

Marco Görtz: Ich muss dazusagen – ohne einen Mentor in dem Bereich wäre das alles aber auch nicht in dieser Konsequenz abgelaufen. Man kann nicht einfach sagen „Ich bin jetzt Kfz-Gutachter und mache Unfallrekonstruktion“, dazu ist das Thema zu komplex und die Verantwortung zu hoch. Mentoren sind unerlässlich. In meinem Fall war das u.a. Dr. Heinz Burg, der das Buch „Handbuch Verkehrsunfallrekonstruktion“ geschrieben hat und Prof. Klaus-Dieter Brösdorf. Beiden habe ich einige Zeit über die Schulter schauen dürfen und wir haben in dieser Materie viele Jahre an der Mosel zusammengearbeitet. Mit dieser Qualifikation zog es mich dann wieder in meine Heimatregion Köln/Aachen und dort machte ich mich dann vor etwa 15 Jahren in diesem Bereich selbstständig.

Katja Lafferenz: Wie sind Sie aktuell aufgestellt?

Marco Görtz: Momentan haben wir zwei Büros, in Köln und in Aachen und decken die gesamten Landgerichtsbezirke ab. Und wir haben einen Haufen Arbeit. Nachwuchs könnten wir gut gebrauchen. Es wäre tatsächlich gut, wenn sich mehr Maschinenbauer für diese spezielle Nische interessieren würden. Da kommst du auf normalem Wege nicht drauf auf diesen Beruf.

Katja Lafferenz: Ist ja auch eher eine Art Berufung, oder? Entweder packt es einen, man ist fasziniert davon – wie Sie, oder es lässt einen kalt, habe ich den Eindruck.

Marco Görtz: Da ist etwas dran. Es ist eben auch ein sehr steiniger Weg, muss ich sagen. Bis man in diesem Beruf Geld verdient, das einem als Ingenieur vielleicht vorschwebt, das dauert eben seine Zeit.

Katja Lafferenz: Man trägt auch eine gewisse Verantwortung, dafür ist vielleicht auch nicht jeder geschaffen?

Marco Görtz: Das ist ein wichtiger Aspekt, auf jeden Fall. Klar müssen auch nur mal zwei Kotflügel ausgetauscht werden, diese Fälle, bei denen es nur um Geld geht, haben wir auch. Es kann aber auch um fahrlässige Tötung oder sogar Mord gehen. Also darum, ob jemand inhaftiert wird - oder nicht. Das macht einen Unterschied. Dementsprechend trägt ein Sachverständiger für Unfallrekonstruktion eine sehr hohe Verantwortung. Dieses Verantwortungsgefühl und eine entsprechende Persönlichkeit muss man in diesem Beruf nach meinem Verständnis in jedem Fall mitbringen.

Katja Lafferenz: Das ist absolut nachvollziehbar, es muss einfach stimmen in jeder Hinsicht. Apropos mitbringen – was bringen Sie an Themen mit zur Veranstaltung nach Essen mit? Halten Sie öfters Vortrage bzw. Workshops?

Marco Görtz: Ja, bereits in der Vergangenheit haben wir als Duo Vorträge gehalten für die Polizei, der Fachhochschule der Polizei aber auch vor Wirtschaftsingenieuren zu verschiedenen Themen der Verkehrsunfallaufklärung. Ich hab dabei den technischen Part übernommen, Anna Kraft die juristische Seite. Darin liegt bestimmt auch der Mehrwert, den wir generell und im Speziellen auf dem CombiBildungsBuffet anbieten können. Aus der Praxis – für die Praxis. Aus meiner Erfahrung ist da für jeden etwas dabei, ob für Juristen oder Kfz-Gutachter im Sinne von, welche Fragen müssen bei der Aufbereitung solcher Fälle beantwortet werden und wie geht es mit dem Fall weiter. Wer wird denn alles als Zuhörer und Teilnehmer nach Essen kommen?

Katja Lafferenz: Vorzugsweise Leute aus dem Schadenmanagement, aber auch Kfz-Gutachter die Bewertungen machen für Oldtimer beispielsweise. Unfallrekonstruktion dürfte eher weniger vertreten sein. Klar, große Büros haben das mit dabei. Aber genau dieses Gebiet stößt immer wieder auf großes Interesse, wenn ich unterwegs bin auf Veranstaltungen der Branche. Daher freuen wir uns schon sehr auf Ihren Workshop.

Katja Lafferenz: Jetzt sind wir bereits mitten im Thema. Bevor sie uns erzählen, was Sie genau im Workshop aufzeigen wollen, möchte ich Ihnen ganz kurz das Procedere erklären. Im Vorfeld der Workshops laufen auf der Bühne für alle ca. 100 Besucher der Veranstaltung die Teaser-Vorträge zu den jeweiligen Workshops ab. Wer sich für ein bestimmtes Thema besonders interessiert, kann den an den Vortrag angelehnten Workshop belegen. Die jeweiligen Workshops sind für maximal 30 Leute ausgelegt. Und jeder Veranstaltungsteilnehmer ist aufgefordert, zwei Workshops zu belegen.

Marco Görtz: Naja, aus der Praxis - für die Praxis eben. Generell finden wir es immer sehr interessant, einen Fall aus der realen Praxis aufzuzeigen und nachvollziehbar aufzubereiten – aus technischer und juristischer Sicht, soweit das in der Kürze der Zeit möglich ist. Aber ich denke da haben wir sehr interessantes dabei. Natürlich spielt auch Interaktivität eine Rolle, denn erfahrungsgemäß kommen von den bewanderten Teilnehmern immer auch gute Zwischenfragen und Einschübe, die wir sehr gerne aufnehmen und in den Workshop integrieren.

Der spezielle Fokus, den wir bei Ihrer Veranstaltung wählen, wird die Auswertung der Daten aus der Fahrzeugelektronik sein. Also, welche Daten können wir erwarten, wenn wir bei modernen Fahrzeugen mit der „Blackbox“ des Fahrzeugs kommunizieren. Seit wann gibt es diese Möglichkeit und woher kommt diese Technologie? Bei welchen Fahrzeugen kann man brauchbare Daten erwarten und was benötigt man dafür aus technischer und juristischer Sicht? Denn einfach hergehen und auslesen geht nicht so einfach. Ich werde einen sehr interessanten Fall eines manipulierten Verkehrsunfalls mitbringen. Daran lässt sich zeigen, wie man mit den Daten aus der Fahrzeugelektronik arbeiten kann, aber auch wie diese ebenso toleranzbehaftet sind. Dabei ist die Gesamtschau wichtig. Alle Puzzleteile gehören zu einem Bild zusammengesetzt. Sicher haben wir auch noch einen anderen interessanten Praxisfall dabei. Bis zum 15.09. ist ja noch etwas Zeit und es werden bis dahin sicher noch interessante Fälle bei uns landen.

Katja Lafferenz: Das klingt unglaublich spannend, sowohl für alle Beteiligten im Schadenmanagement.

Marco Görtz: Auf jeden Fall ist da für jeden etwas dabei – vor allem aber dürfte es zukünftig für den Kfz-Schadengutachter besonders interessant sein, da er ja noch vor uns, den Kollegen aus der Unfallanalyse am Unfallfahrzeug präsent ist. Das ist ja ein Alleinstellungsmerkmal, das der Kfz-Schadengutachter nutzen könnte, um seinem Kunden anzubieten, für ihn das Fahrzeug auszulesen, einfach nur zur Datensicherung, ganz egal was später damit gemacht wird.

Katja Lafferenz: Interessant, und was könnte der Kfz-Schadengutachter mit diesen Daten dann machen?

Marco Görtz: Auf jeden Fall diese Leistung seinen Kunden anbieten, das wir bestimmt nicht jeder machen, insofern wäre das ein Alleinstellungsmerkmal. Denn es werden immer mehr Daten in den Autos gesammelt. Die ganz modernen Fahrzeuge haben inzwischen einen Event-Daten-Recorder, kurz EDR. Da sind schon äußerst interessante Daten drauf.

Katja Lafferenz: Zum Beispiel?

Marco Görtz: Zur Geschwindigkeit, Gurtanlegestatus, Lenkwinkel, Bremspedalbetätigung, wieviel Insassen waren im Fahrzeug, Anschnallstatus usw. Jeder Hersteller handhabt das ein bisschen anders. Mit diesen Daten kann man sehr viel anfangen, vor allem, wenn man sie kritisch betrachtet.

Katja Lafferenz: Das ist in der Tat eine Menge Mehrwert, den Sie mit nach Essen bringen.

Marco Görtz: Das freut mich, dass sie das so sehen. Ich denke auch, dass wir anhand von realen Fällen die Möglichkeiten und auch die Grenzen moderner Unfallrekonstruktion aufzeigen können.

Katja Lafferenz: Wir fiebern jetzt schon einem weiteren Highlight unserer Veranstaltung entgegen. Zum Schluss würde uns noch interessieren, wohin die Reise zukünftig geht bei Ihnen, was haben Sie noch vor?

Marco Görtz: Tatsächlich sind wir mitten in einer Umstrukturierung. Mein Einzelunternehmen für die Unfallrekonstruktion wurde in eine GmbH umgewandelt. Eine weitere GmbH wurde ins Leben gerufen für das Thema Schäden und Bewertungen. Aus diesem Grund sind wir auch mit CombiPlus in Kontakt gekommen. Wir nutzen das CombiPlus Online. Diesen Bereich habe ich aber komplett abgegeben und einen Geschäftsführer eingestellt. Ich selber bin Gesellschafter dieser GmbH. Wir haben regelmäßig auch Anfragen vom Gericht zur Schadenhöhe angeht. Diese beiden separaten Bereiche, die wir mit unseren Unternehmen abdecken, wollen wir zukünftig weiter ausbauen. Ebenso konnten wir weitere größere Kunden gewinnen. Mir macht es großen Spaß nach neuen Mitarbeitern zu suchen und ein kompetentes Team mit tollen Persönlichkeiten zusammenzustellen.

Katja Lafferenz: Wie viel Mitarbeiter arbeiten inzwischen im Team?

Marco Görtz: Insgesamt sind wir zu zehnt. Es ist organisch gewachsen, nach und nach. Sicherlich hatte ich dabei auch Glück, die richtigen Menschen zu finden, die nicht nur fachlich, sondern auch charakterlich passen. Die Persönlichkeit und der Charakter der einzelnen Teammitglieder sind für mich sehr wichtig.

Katja Lafferenz: Dem kann ich nur zustimmen. Ich bedanke mich für das interessante und angenehme Gespräch mit Ihnen und freue mich auf Sie zusammen mit der Staatsanwältin Anna Kraft, am 15. September bei unserem Branchentreff „CombiBildungsBuffet“ in Essen.

Marco Görtz: Ich habe zu danken Frau Lafferenz. Wir sind auch schon sehr gespannt.

CombiPlus Newsletter

Abbonieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie rund um CombiPlus auf dem neusten Stand.