31. Mai 2022
CombiKunden im Gespräch: Victoria von Alkewitz
Ingenieurbüro von Alkewitz, Weimar. Als Familienunternehmen seit über 30 Jahren im Raum Sachsen-Anhalt und Thüringen erfolgreich bei der Erstellung von KFZ-Gutachten. Über Generationswechsel, Kosten-Nutzenbewusstsein, Optimismus, Offenheit, Toleranz und einiges mehr.
Das Gespräch mit Victoria von Alkewitz führte Katja Lafferenz, Leitung Marketing CombiSystems am 30.05.2022 online.
Katja Lafferenz: Ich frage dich gleich ganz direkt: wie seid ihr im Ingenieurbüro von Alkewitz zu CombiPlus gekommen? Stand da auf einmal Stefan Grimm vor dir, oder wie kam das? Ich frage deswegen, weil das bei Stefan Grimm ja tatsächlich der Fall sein kann.
Victoria von Alkewitz: Ich muss schmunzeln, wenn du das so formulierst, aber lass mich erst einmal kurz ausholen. Unsere Firma gibt es seit 1990, gegründet von meinem Vater in Schmiedehausen (zw. Jena und Weimar). Ich bin 2010 nach Weimar gezogen und habe dort einen zweiten Standort gegründet, wo ich auch mit meiner Familie wohne. Ich habe 2011 die Nachfolge von meinem Vater angetreten. Als ich anfing, arbeiteten wir mit einem Anbieter für Sachverständigen-Software zusammen, der fast im gesamten Osten Deutschlands präsent war. Irgendwie haben die das hinbekommen, hier besonders oft vertreten zu sein.
Das erste was ich mir als Wirtschaftsingenieurin angeschaut habe, waren unsere Kosten. Und da bin ich über die monatlichen Kosten für unsere Kfz-Sachverständigen-Software gestolpert, die erschienen mir sehr hoch, im Vergleich zu der gebotenen Leistung. Damit war man schon gebunden, konnte wenig selber einstellen und selber gestalten. Meine Vorstellung war eine andere. Für mich war es von Anfang an wichtig: ich brauche das so und so, ich möchte, dass es so und so aussieht, und so hat das bitte auch zu funktionieren.
Katja Lafferenz: Klare Ansage und klare Vorstellung, das gefällt mir.
Victoria von Alkewitz: Ein weiterer Kritikpunkt von mir war die Hotline, die einfach nicht gut erreichbar war. Bei Problemen kam nach drei Tagen eventuell ein Rückruf. Warum auch immer das damals so gewesen ist – ich war auf jeden Fall unzufrieden und ich musste mir etwas einfallen lassen. Wir haben uns für ein anderes Kalkulationsprogramm entschieden, da hat für mich Preis-Leistung gestimmt.
Dennoch benötigten wir eine für uns passende, leistungsfähigere Software. Ich habe geschaut, was es am Markt gibt und irgendwie ist dann tatsächlich Stefan Grimm von CombiPlus aufgetaucht, ich glaube sogar das war bei einer Veranstaltung. Auf einmal stand er da – präsent wie man ihn kennt. Er meinte, CombiPlus hätte eine super Lösung und er hat mich dann auch direkt überzeugt. Und: ich hatte jetzt mit der persönlichen Hotline von CombiPlus endlich einen Service, wie ich ihn mir immer gewünscht habe.
Kurioserweise hatten wir noch nie eine CombiPlus-Schulung. Wir haben uns das immer selbst beigebracht, weil es in vielerlei Hinsicht schon selbsterklärend ist. Allerdings dürfte uns Herr Wilhelmi von eurer Hotline inzwischen gut kennen, wenn wir anrufen und meinen „... wir haben uns da mal was überlegt” – und er daraufhin erwidert: „also das geht auch wesentlich einfacher“.
Katja Lafferenz: Du sagtest ja, du hast das Büro von deinem Vater übernommen. Konnte er denn loslassen und sich rausnehmen?
Victoria von Alkewitz: Offen gesagt, er war mehr als froh, als ich die Firma übernommen habe. Ursprünglich komme ich aus der Industrie. Meine Ausbildung habe ich unter anderem bei Porsche Consulting in Stuttgart absolviert. Bis 2011 war ich als Lean-Management-Trainerin beschäftigt und hatte eine gut bezahlte Anstellung. Aber meinem Vater fiel die Arbeit zunehmend schwerer. Ich habe mich dann spontan dazu entschieden, in die Firma meines Vaters einzusteigen. Er hat noch 2-3 Jahre mitgearbeitet und sich dann immer mehr rausgenommen.
Allerdings hatte er große Bedenken, was meine Akzeptanz bei den älteren Werkstattmeistern angeht. Er dachte immer, das wird nicht klappen mit mir in der Geschäftsführung. Anfangs hat er mich immer begleitet, doch relativ schnell konnte ich die Kunden alleine betreuen und so hat sich das dann alles gefügt. Nach wie vor steht er mir ab und zu mit seinem großen Erfahrungsschatz zur Seite, was ich auch sehr schätze.
Katja Lafferenz: Ist es nicht so, dass Frauen gerade im Osten geschichtsbedingt eher als gleichberechtigte Ansprechpartner gelten?
Victoria von Alkewitz: Nein. Tatsächlich eher nicht. Also zumindest ist das meine Erfahrung. Ich stelle hier im Osten fest, dass es eine Generationenfrage ist. Kommt man mit jungen Kunden zusammen, ist das überhaupt kein Thema, hat man mit älteren Leuten zu tun, ist es schon so, dass ich manchmal auch für die Sekretärin gehalten werde, nach dem Motto „...wann kommt denn jetzt der Gutachter?“. Da gibt es große Unterschiede, ich habe da schon alles erlebt, muss ich sagen. Also als Frau sollte man schon noch ab und zu aufpassen, dass man nicht zu freundlich ist, weißt du was ich meine?
Katja Lafferenz: Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Im Kollegenkreis innerhalb der Branche dürfte es allerdings weniger Unterschiede in der Akzeptanz geben, oder?
Victoria von Alkewitz: Also generell ist unsere Brache natürlich noch stark auf männliche Kollegen ausgerichtet und geprägt davon, ganz einfach, weil es ja so gut wie keine Sachverständigenbüros gibt, die von Frauen geführt werden oder die wie wir, sogar nur weibliche Mitarbeiter beschäftigen. Allerdings tut sich so langsam etwas, auch in den Verbänden, auch hier ist beispielsweise der Generationenwechsel im Gang und vielleicht finden ja auch bald mehr Frauen Gefallen an unserem tollen Beruf, wer weiß.
Katja Lafferenz: Am Beispiel von dir und auch den Gebrüdern Grimm sieht man ja ganz gut, wie eine neue Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern nachgerückt ist, die sehr wohl das Bewährte würdigen, jedoch auch bereit und in der Lage sind, komplett neue Wege einzuschlagen.
Victoria von Alkewitz: Ganz genau.
Katja Lafferenz: Bei CombiPlus hat sich der Generationenwechsel ja ähnlich abgespielt wie bei euch, und das hat eine neue Leichtigkeit mitgebracht, wie ich finde. In den letzten Wochen, auf den Fachtagungen kamen neben den vielen vertrauen Gesichtern immer öfters jüngere Leute an unseren Stand, mit interessierten Fragen und auch Rückmeldungen zu unseren Produkten wie z.B. unserem Fahrzeugscheinscanner. Habt ihr den auch im Gebrauch?
Victoria von Alkewitz: Den habe ich auch seit dieser Woche bei uns im Büro in Betrieb. Super. Er funktioniert nicht nur 1a, sondern erledigt die Arbeit auch doppelt so schnell.
Katja Lafferenz: Wunderbar, das freut uns. Jetzt habe ich noch eine Frage zu eurer Struktur. Ihr seid momentan nur Mädels im Büro, habe ich das richtig verstanden?
Victoria von Alkewitz: Ja, das stimmt. Allerdings stelle ich am 01.07. tatsächlich einen männlichen Kollegen aus einem VW-Autohaus an, der in den Vorruhestand gegangen ist. Ganz einfach, da uns sein Wissen und seine Erfahrung enorm helfen. Im Grunde ist mir das ja auch völlig egal, ob Mann oder Frau oder jung oder alt. Es muss einfach passen und zusammen funktionieren. Er wird dann neben seinem Vorruhestand bei uns mithelfen, die Schäden aufzunehmen.
Katja Lafferenz: Stichwort Schadenaufnahme: Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Victoria von Alkewitz: Das kann durchaus variieren. Heute früh war ich einen halben Tag bei Kunden und habe Autos angeschaut. Die Bilder zur Schadenaufnahme mache ich mittlerweile mit meinem Handy. Anfangs war mein Mann entsetzt, er meinte ich könne das nicht machen, das würde unseriös rüberkommen. Naja, aus seiner Sicht als Fotograf kann ich ihn verstehen. Doch die Bilder sind definitiv besser als bei meiner richtigen Kamera oder zumindest ebenbürtig.
Ich mache die Aufnahmen am Fahrzeug mit dem Telefon und meiner dafür vorgesehenen App, lade die Daten auf den Server, im selben Moment können sie von meiner Mitarbeiterin im Büro bearbeitet werden. Dank ihrer vorherigen Beschäftigung bei einer Versicherung kann sie mir optimal zuarbeiten und mich entlasten. Dann kommt noch der Fahrzeugscheinscanner zum Einsatz, genau. Und wenn ich nach dem Vormittag wieder ins Büro komme, nachdem ich fünf Autos angeschaut habe, liegen auf meinem Schreibtisch fünf Vorgänge, die ich kalkulieren kann. Ich mache die Kalkulation fertig sowie die Fahrzeugbewertung und kümmere mich um die Ermittlung der Wertminderung etc.
Katja Lafferenz: Arbeitet ihr mit CombiPlus Professional oder mit Hybrid?
Victoria von Alkewitz: Mit dem Professional, da wir auf den Server zurückgreifen. Für uns im Team ist das aktuell eine sinnvolle Lösung.
Katja Lafferenz: Wie siehst du euer Büro in Zukunft? Sind Veränderungen geplant, oder hast du vielleicht sogar Visionen?
Victoria von Alkewitz: Als Selbständige habe ich natürlich immer auch Visionen, die bleiben nicht aus. Ich würde allerdings gerne aus dem operativen Geschäft mehr in die Unternehmertätigkeit kommen. Der Alltag hält mich jedoch stark beschäftigt, so dass ich momentan nicht dazukomme. Gerne würde ich diverse Baustellen angehen, aber das bleibt einfach momentan liegen. Als es vor zwei Jahren dann endlich möglich war, jemanden mit Perspektive für uns einzustellen, da kam dann Corona und wir standen wieder da. Zum Glück haben wir die Krise erstmal gut überstanden. Jedoch hält uns die derzeitige Situation weiterhin vor übereilten Aktionen zurück, ganz klar. Jetzt erst einmal unsere männliche Verstärkung ins Boot holen und dann schauen, wie sich die Zeiten entwickeln.
Der Automarkt ist gerade jedenfalls vollkommen auf den Kopf gestellt, wer hätte das denn noch vor kurzem gedacht? Im Grunde ist es undenkbar, wo wir gelandet sind. Es gibt keine Neuwagen, der Gebrauchtwagenmarkt ist leergefegt, Ersatzteile sind rar und Fachkräfte gibt es auch keine mehr. Eine krasse Situation für alle. Wir versuchen, allen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, aber es sind schwierige Zeiten.
Katja Lafferenz: Unabhängig von eurem Büro – wie geht es in der Sachverständigenbranche weiter, möchtest du dazu etwas sagen?
Victoria von Alkewitz: Ich denke wir werden mittelfristig nicht mehr die Gutachter bleiben, die wir waren. Vieles wird sich verändern, wird hinterfragt werden. Generell ist das ein sinnvoller und guter Prozess. Nicht mehr alles was wir gerne mit unseren Klemmbrettern als unverrückbare Tatsache festgehalten haben, wird bleiben. Auch Dinge wie die Kalkulationssoftware müssen hinterfragt werden, denke ich. Generell ist es immer gut, zusätzlich zur Technik seinen Kopf und seinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Vor Ort mit den Menschen sprechen, wie Dinge instandgesetzt werden, ob sie vielleicht überhaupt noch instandgesetzt werden, ob Dinge tendenziell nicht einfach nur ausgetauscht werden sollten. Es gibt Leute, die sehen die Zukunft überhaupt nicht mehr im Reparieren, sondern im Austauschen. Das Auto als Baukasten sozusagen. Das wäre schon krass. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Auch was die Ressourcen angeht müssen wir umdenken. Oder das Thema Antrieb. Wohin geht die Reise da? Wir sollten tatsächlich den Kopf freimachen, uns öffnen und nach neuen, weitreichenden Lösungen suchen. Uns nicht beschränken in unserem Denken, sondern offen bleiben für alles. Es gibt viele Wege, nicht nur einen einzigen. Wie wir Arbeitsplätze inzwischen sehen, ist auch so ein Thema, das hat sich in den letzten beiden Jahren stark verändert. Durch das Homeoffice sind wir zu anderen, unabhängigen Arbeitszeitmodellen gekommen. Wir sitzen nicht mehr die Zeit ab, wenn nichts los ist, sondern können zu Hause oder anderswo unsere Dinge erledigen und am späteren Abend, wenn die Kinder im Bett sind, noch Schadensfälle bearbeiten, die am Abend im Büro noch reingekommen sind. So praktizieren wir das alle zumindest bei uns in der Firma. Ich muss einfach wissen, dass die Leute da sind, wenn ich sie brauche. Das ist ein cooles Arbeiten. So wünsche ich mir das in Zukunft in vielen Branchen.
Das bedeutet aber auch: die Fünfe einmal gerade sein zu lassen und nicht alles bedingungslos der Arbeit unterzuordnen, wenn es auch anders geht. Aktuelles Beispiel ist der Brückentag am Freitag gewesen, da hatten wir unser Büro geschlossen und das bleibt dann eben auch zu. Es hängt vieles von uns selbst ab, ob und inwieweit wir lernen, uns immer wieder auch rauszunehmen aus den Fängen unserer vermeintlichen Verpflichtungen.
Katja Lafferenz: Das ist ein guter Abschluss unseres Gesprächs, finde ich. Vielen Dank, dass du dir für unseren Austausch Zeit genommen hast und sich mit dir so ein interessantes und lebendiges Gespräch ergeben hat. Möchtest du abschließend noch etwas loswerden?
Victoria von Alkewitz: Ich habe zu danken! Also ich wünsche mir, dass wir alle noch viel offener und toleranter miteinander umgehen. Dass wir diese Unterscheidungen bei der Arbeit zwischen Mann, Frau, jung, alt sein lassen, wenn sie uns mehr einschränken als nützen. Wir sind alle Menschen, und wir versuchen alle, unsere Arbeit gut zu machen.
Katja Lafferenz: Dem kann ich nichts hinzufügen, perfekt. Nochmals Danke.
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